Wie entstehen Orte, an denen Menschen nicht nur nebeneinander, sondern wirklich gemeinsam leben und arbeiten? In seinem Buch «Community Branding» zeigt Manuel Bürli, wie Gemeinschaften neue Wohn- und Arbeitsmodelle gestalten. Eines der Beispiele, die er darin vorstellt, ist die Genossenschaft Urbane Dörfer mit dem Urbanen Dorf Webergut. Hier gestalten Menschen ihr Wohnumfeld aktiv mit – von gemeinschaftlichen Wohnformen bis zu geteilten Arbeits- und Lernräumen. Ein Modell für die Zukunft?
Text: Barbara Zesiger
Wie wollen wir in Zukunft wohnen, arbeiten und wirtschaften? Und wer trifft diese Entscheidungen? Autor Manuel Bürli ist überzeugt: Gesellschaftliche Veränderungen entstehen nicht nur in Parlamenten oder Konzernzentralen – sie beginnen dort, wo Menschen sich zusammenschliessen und aktiv werden.
In Community Branding zeigt er, wie gemeinschaftsgetragene Initiativen neue Wege gehen – von nachhaltiger Landwirtschaft bis zu innovativen Wohnmodellen. Ein Beispiel im Buch ist die Genossenschaft Urbane Dörfer, insbesondere ihr Projekt Urbanes Dorf Webergut. Hier testen Menschen, wie Wohnen als gemeinschaftlicher Prozess funktionieren kann – statt als Konsumgut, das allein von Marktmechanismen bestimmt wird.
«Community-Brands sind keine klassischen Marken», erklärt Bürli. «Sie entstehen nicht durch Marketingstrategien oder Investoren, sondern durch Menschen, die gemeinsam ein Bedürfnis erkennen und dafür Lösungen entwickeln.»
Während herkömmliche Marken Kund*innen an sich binden wollen, setzen Community Brands auf Teilhabe: Die Menschen, die sie prägen, sind gleichzeitig ihre Gestalter*innen und Nutzer*innen. Ein weiteres Beispiel im Buch ist der Effinger Coworking Space in Bern. «Die Gründer*innen hatten die Vision von einem Ort, an dem sie neue Arbeitsformen und soziale Innovationen erproben konnten», erzählt Bürli. «Doch bevor sie eigene Räume hatten, trafen sie sich in Cafés – und das erste Coworking-Experiment kostete sie nur den Preis eines Kaffees.»
Aus dieser losen Gruppe wuchs eine starke Community. Heute betreibt sie einen selbstorganisierten Coworking-Space auf fünf Stockwerken – ohne Chef, ohne Fremdbestimmung, ohne klassisches Marketing. «Der Erfolg zeigt, dass Community Brands nicht gehandelt, sondern gelebt werden», sagt Bürli.
Auch die Art, wie wir wohnen, könnte sich durch Community Branding verändern. Das Urbane Dorf Webergut in Zollikofen ist eines der Projekte, die Bürli in seinem Buch beleuchtet.
«Herkömmlicher Wohnungsbau ist oft ein Prozess, bei dem künftige Bewohner*innen wenig mitzureden haben – sei es bei der Architektur, den Kosten oder bei ökologischen Aspekten», sagt Bürli. «Die Genossenschaft Urbane Dörfer kehrt den üblichen Ablauf um: Wie würde Wohnen aussehen, wenn zuerst die Gemeinschaft gestaltet wird – und dann erst das Gebäude?»
Im Urbanen Dorf Webergut entstehen nicht nur Wohnungen, sondern auch geteilte Lebensräume wie eine Shared Kitchen, eine Quartier-Werkstatt, Co-Learning-Bereiche und ein Waldgarten. Noch befindet sich das Projekt in der Zwischennutzung, doch die Community testet bereits, wie sich ein nachbarschaftlich orientiertes Leben anfühlt.
«Das Urbane Dorf Webergut zeigt, dass gemeinschaftliches Wohnen mehr sein kann als eine architektonische Entscheidung», sagt Bürli. «Es geht darum, Strukturen zu schaffen, in denen sich Menschen wirklich begegnen und gemeinsam Verantwortung übernehmen.»
Was macht eine Community Brand erfolgreich?
Bürli vergleicht Community Branding mit einem Garten: «Wir können nicht genau bestimmen, wie schnell etwas wächst. Aber wir können die Bedingungen schaffen, damit gesunde Strukturen entstehen.» Bürli beschreibt in seinem Buch vier Prinzipien erfolgreicher Gemeinschaften:
Doch Erfolg bedeutet nicht, dass es keine Reibung gibt. «Jede Community macht Fehler», gibt Bürli zu. Doch ihr proaktiver Umgang mit Herausforderungen mache Community Brands stark: «Sie sind keine starren Konstrukte, sondern lernende Systeme. Sie wachsen durch Erfahrung.»
Könnten Community Brands, wie jene, die Bürli in seinem Buch beschreibt, eine Blaupause für weitere gesellschaftliche Bereiche sein? Der Autor ist davon überzeugt.
«Wir brauchen keine standardisierten Lösungen von oben, sondern lokale Projekte, die sich an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort orientieren.» Beispiele wie das Urbane Dorf Webergut zeigten, dass sich dieses Prinzip sogar in eher statischen Bereichen – der Bau- und Immobilienbranche – umsetzen lasse.
«Wissenschaftler*innen haben berechnet, dass 2050 zwei Drittel aller Menschen in Städten leben werden. Es ist an der Zeit zu lernen, wie im dicht besiedelten, urbanen Raum lebenswerte Quartiere entstehen», sagt Bürli. «Community Brands können dabei eine Schlüsselrolle spielen – sie schaffen nicht nur Räume, sondern auch soziale Strukturen, die den Herausforderungen der Zukunft standhalten.»
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